Historie des Liederweges in Hohkeppel

 

Überraschende Post aus Düsseldorf von Jürgen Rüttgers, damals noch Ministerpräsident, erreichte zu Beginn des Jahres 2010 Bernd Althaus, den Vorsitzenden des Heimatvereins Hohkeppel. Herr Rüttgers hatte über einen Zeitungsartikel von Aktionen in Hohkeppel erfahren. Er lobte nicht nur die Renovierung der alten Fuhrmannsherberge „Weissen Pferdchen“, sondern auch die Einrichtung eines Liederweges und begrüßte die Bewahrung kultureller Schätze sowie die kreative Gestaltung regionaler Wanderwege, um den Menschen zu ermöglichen, „auf besonders interessante Weise ihre Heimat kennen und schätzen zu lernen“.

Die Idee, in Hohkeppel eine Wanderwegstrecke als Liederweg einzurichten, kam den Eheleuten Schmidt aus Hufe. In ihrem Urlaub in Stolberg im Harz lernten sie diese besondere Art des Wanderns kennen: ein landschaftlich schöner Wanderweg, ausgestattet mit einigen Ruhebänken und Tafeln mit bekannten Liedtexten. Im Heimatverein Hohkeppel und bei Wander- und Sangesfreunden aus der Region kam diese Idee gut an, so dass Johannes Schmidt die Planung einleitete.

Als Wanderstrecke bot sich ein etwa 4 km langer Rundweg an, beginnend beim „Weissen Pferdchen“ nahe der Kirche. Über Oberhasbach führt er an Kleuelshöhe vorbei wieder zurück nach Hohkeppel. Das Projekt Liederweg, das durch Lindlarer Gemeinde- und Overather Stadtgebiet verläuft, fand nach einer Begehung auch Zustimmung bei den Bürgermeistern, Herrn Dr. Tebroke (Lindlar) und Herrn Heider (Overath). Die Durchführung verlangte jedoch gutes Organisationsvermögen und die Mithilfe engagierter ehrenamtlicher Helfer und Sponsoren, denn von öffentlicher Seite kam keine finanzielle Unterstützung.

Es gab viel zu bedenken und zu tun: Zuerst suchte man geeignete Standorte für Ruhebänke in landschaftlich schöner Lage. Für die Aufstellung der Bänke ermittelte man die Eigentümer und holte ihre schriftliche Zustimmung ein. Das größte Problem war die Herstellung der Bänke selbst, doch durch Vermittlung eines Försters konnte günstig Holz im Lerbacher Wald in Berg. Gladbach beschafft werden. Dann mussten die Stämme zum Sägewerk nach Breidenassel bei Overath transportiert und dort zugeschnitten werden. Nachdem ein Schreiner die Balken und Bretter gehobelt hatte, bauten Helfern unter der Leitung von Norbert Striegan aus Overath-Rott die Einzelteile zu Bänken zusammen und strichen sie an. Auf diese Weise konnten 12 robuste Eichenbänke hergestellt und diese dank des Einsatzes von Traktoren und Schubkarren an ihre vorgesehenen Plätze gebracht werden. An einigen Stellen befestigte man den Untergrund mit Steinen und Kies.

Außerdem stand noch die Erstellung der Liedertafeln an. Die ausgewählten Texte wurden auf Kunststoffplatten gedruckt. Dann montierte man die zugeschnittenen Tafeln auf ein eigens dafür gefertigtes Holzgestell, das mit einer Kupferabdeckung versehen wurde. Man schützte den Text mit einer Glasscheibe und verankerte anschließend Bänke und Tafeln im Boden.

Nach der Fertigstellung aller Arbeiten wurde der Liederweg mit insgesamt 12 „Stationen“ am 25. Oktober 2009 eingeweiht, verbunden mit einem „Tag der offenen Tür“ im „Weissen Pferdchen“. Bernd Althaus konnte viele Wanderfreunde und Vertreter der Gemeinde Lindlar und der Stadt Overath begrüßen. Bei trockenem Wetter testeten zahlreiche Gäste die neue Attraktion des Heimatvereins. Einige Gruppen nutzten die Gelegenheit und sangen das Bergische Heimatlied und die angegebenen Volks- und Wanderlieder. Alt und Jung wanderte durch Wiesen- und Waldgelände und genoss reizvolle Aussichten über das Aggertal und die Höhen. Von der Bank bei Kleuelshöhe erkennt man bei klarem Wetter sogar das Siebengebirge.

Verlaufen konnte und kann sich keiner, denn Pfeile markieren den Verlauf des Weges. Dieser Wanderweg ist auch für Familien mit Kindern gut zu gehen. Besonders auf die Kinder wartet eine Überraschung. Am Siefen dreht sich ein Wasserrad, wozu natürlich das Lied „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ gut passt. Vielleicht ist das eine Anregung zum Nachbauen. Und wer gut im Suchen ist, findet bestimmt dort in der Nähe ein altes Schloss – garantiert ohne Gespenster, wie Norbert Striegan versichert!

Jede Jahreszeit hat zum Wandern ihre Reize. Nutzen Sie deshalb das Angebot in Hohkeppel und testen Sie selbst den neuen Liederweg, der im Bergischen einmalig ist. Das ist auch für die vielen ehrenamtlichen Helfer und Sponsoren ein Zeichen, dass sich ihre Arbeit und die Spenden gelohnt haben. Ihre Unterstützung ist gerade in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich, wie auch Herr Rüttgers in seinem eingangs erwähnten Schreiben an den Heimatverein anmerkt: „Darüber hinaus freut es mich zu erfahren, dass Sie für dieses Projekt die Menschen und Institutionen Ihrer Gemeinde vereinigen und zur Zusammenarbeit für einen guten Zweck motivieren konnten. Ihr Einsatz als Heimatverein zeugt von viel Verantwortungsbewusstsein, Gemeinschaftsgeist sowie einer beachtlichen Verbundenheit mit der Gemeinde Hohkeppel.“

Ein anerkennendes Schreiben unseres damaligen Ministerpräsidenten; jedoch ist die Tatsache, dass Hohkeppel seit 1975 keine eigene Gemeinde mehr ist, noch nicht bis Düsseldorf vorgedrungen. Aber das könnte man Herrn Rüttgers ja sagen, wenn man ihn bei einer Wanderung auf dem Hohkeppeler Liederweg trifft.

Dieser Text wurde verfasst von der Heimatforscherin Anne Scherer.